“unfriendly takeover” war ein Kurator*innen-Kollektiv von 2000-2007 aus sieben Mitgliedern aus Bildender Kunst, Design und Kunst- und Theaterwissenschaften, sowie der Philosophie.
http://www.unfriendly-takeover.de/about.htm (alle folgenden markierten Textabschnitte stammen von dieser Homepage)
“Eine [unfreundliche Übernahme] ist keine Guerilla-Aktion, keine kulturmilitärische Strategie. Und dennoch Taktik: Der [temporäre Takeover] eines anderen, eines fremden Ortes, einer fremden Struktur, eines fremden Themas. Nicht aus machtloser Konsumentenposition heraus, aus der aufgezwungene hegemoniale Strukturen der kulturellen Produktion höchstens unterlaufen werden können. Sondern im Bewusstsein von Strategien der Macht, die auch im Kulturkontext die Verhältnisse schaffen. Einen virtuellen, einen neutralen Raum gibt es nicht.”
“Bei solchen Aktionen und Veranstaltungen geht es – mit den Worten von Hans Ulrich Obrist – um “die Infiltration existierender Strukturen und Institutionen” mit dem Ziel “eine heterogene Situation (zu schaffen), in der sich verschiedene Praktiken und Formen durchmischen können.” Keinen eigenen, festen Ort zu haben, sondern immer wieder andere Anbindungen bewusst zu suchen, sich neu zu vernetzen, gehört zu den Grundprinzipien des site specific curating, wie Unfriendly Takeover es in den letzten Jahren entwickelt hat.”
“Der [Unfriendly Takeover] eines Ortes/einer Szene/eines Themas erhält die ursprünglichen Strukturen – die Amtsgewalt jedoch liegt in kuratorischer Hand, die parallel zu den alten Strukturen neue schafft, die alten kontrolliert. Dabei geht es nicht um Zerstörung oder Manipulation, auch nicht um die Schaffung eines eigenen Ortes (einer leeren Seite, einer Black Box, eines White Cube), sondern um die Behauptung eines kulturellen Paralleluniversums, das temporär und öffentlich die Macht übernimmt.
Das komplexe strukturelle Gefüge eines doppelten Systems, das dabei entsteht, die direkte Konfrontation zweier Systeme, unterschiedlicher Machthaber und Strukturen, schafft ein Bewusstsein für soziale, ökonomische und kulturelle Kräfte.”
“Eine [unfreundliche übernahme] ist dann die Realisierung anderer möglicher Handlungsweisen, bedeutet eine damit einhergehende temporäre Aneignung eines fremden Ortes, die Konstitution eines relationalen Vertrages und – die Herstellung einer Gegenwart. Die Konfrontation erzeugt die Organisation einer Zeitlichkeit (ein Vorher und Nachher) und die Existenz eines ‘Jetzt’, das Präsenz in der Welt bedeutet.”
- Taktik: “unfreundliche Aneignung” eines bestehenden diskursiven oder physischen Raumes, durch die Erschaffung eines “temporären Paralleluniversums”, um Machtverhältnisse und -strukturen zu unterwandern.
- Ermöglichung einer Hinterfragung von bestehenden Strukturen durch die parallele Einbringung anderer Handlungsweisen, dadurch Herstellung einer Gegenwart und mitgedachter Vergangenheit und Zukunft